Klaus Kosacks Bonner Wetterhistorie

Wieder ein zu milder Winter und der Sommer erneut zu trocken?

Um Fragen wie diese dreht es sich in Zeiten des Klimawandels immer wieder.

Daher freuen wir uns außerordentlich, Ihnen ab Juni 2020 einen Blick in die jüngere Bonner Wetterhistorie präsentieren zu können.

Die in den Monatsrückschauen aufgeführten Daten stammen von Klaus Kosack, einem regional bekannten Diplom-Geographen und ehemaligen Chef-Statistiker der Stadt Bonn. Für seine Erhebungen greift Klaus Kosack auf die aktuellen Daten der Wetterstation Bonn- Endenich der Uni Bonn und Daten aus seiner Wetterhistorie zurück.

 

Das Bonner Wetter im Jahre 2020: Wärmstes Jahr seit 1895

Wie die meisten Jahre dieses Jahrhunderts war auch das Jahr 2020 wärmer als normal - dieses Fazit zieht der ehemalige Chefstatistiker der Stadt, Klaus Kosack für den Wetterverlauf des vergangenen Jahres. Es war das wärmste Jahr seit Beginn der Bonner Wetteraufzeichnungen ab 1895. Dabei greift er auf Daten der Wetterstation Bonn- Endenich der Uni Bonn und aus seiner eigenen Datenbank zurück.

Ein weiteres zu warmes, zu trockenes und diesmal sehr sonnenscheinreiches Jahr - das ist kurz die Witterungs-Charakteristika des grade abgelaufenen Jahres 2020. Im Jahresdurchschnitt wurden 13,0 Grad Celsius, das sind 2,6 Grad Celsius mehr als im langjährigen Mittel, gemessen. Damit hat das Jahr 2020 den bisherigen Spitzenreiter 2018 um 0,1 °C übertroffen- in 127 Beobachtungsjahren. Das kühlste Jahr der letzten 127 Jahre war das Jahr 1940 mit 8,3 Grad Celsius. In den letzten dreißig Jahren gab es nur drei Jahre - zuletzt 1996- mit einer negativen Abweichung, dagegen aber über 20 Jahre mit einer Jahrestemperatur von 11 Grad Celsius und mehr.

Alle Monate des Jahres waren wärmer als normal, auch das gab es in Bonn noch nie. Der August hat seinen Rekord von 1947 eingestellt.

Der heißeste Tag war im Jahre 2020 der 8. August, wo nachmittags die Bonner bei 38,5 Grad Celsius schwitzten mussten. Eher ungewöhnlich: Am 30. November wurde mit minus 4,4 Grad Celsius die tiefste Temperatur des ganzen Jahres gemessen. Im Vorjahr wurden folgende Extremwerte gemessen: Höchste Temperatur: 41,9 Grad Celsius (25. Juli) und tiefste gemessene Temperatur minus 7,3 Grad Celsius am 21. Januar. Die Extremtemperaturen der letzten 127 Jahre wurden am 25. Juli 2019 mit 41,9 Grad Celsius und am 27. Januar 1942 mit minus 23,8 Grad Celsius registriert.

An 26 Tagen (2019: 24) kletterte die Quecksilbersäule über die 30 Grad Celsius-Marke, 75 (70) Sommertage mit mehr als 25 Grad Celsius im Schatten konnten notiert werden. Auf der anderen Seite gab es 17 (25) Frosttage (Minimum unter 0 Grad Celsius). 2020 gab es keinen Eistag (Maximum unter 0 Grad Celsius), 2019 gab es deren 2.

Zuletzt hat es im Frühling 2020 am 2. April gefroren, der erste Frost im zweiten Halbjahr wurde erst am 30. November gemessen. Damit betrug die frostfreie Periode 241 (Vorjahr: 226) Tage. Die Eisheiligen im Mai können die Bonner seit Jahrzehnten getrost ignorieren; den letzten Frost in einem Mai- Monat gab es 1953. Sommertage mit mehr als 25 Grad Celsius wurden zwischen dem 8. April und 23. September beobachtet. Damit betrug die Sommerperiode 168 Tage, 9 Tage weniger als 2019.

Die Sonne schien insgesamt 2.013 (2018: 1.833) Stunden, 180 Stunden mehr als im Vorjahr. Das ist Platz zwei in 52 Beobachtungsjahren. Damit übertraf die Sonne um 471 Stunden ihr langjähriges Soll. Nur die Monate Februar, Oktober und Dezember schafften das Monatssoll nicht. Der trübste Monat des Jahres war diesmal der Oktober, der grade 68 Prozent seines Solls schaffte. Am längsten schien die Sonne mit 303 Stunden im Mai.

 

Auch 2020 war ein zu trockenes Jahr: An 169 (Vorjahr 192) Tagen fielen insgesamt 600 Liter pro Quadratmeter (675 Liter pro Quadratmeter) Niederschläge, 21 Prozent unter dem langjährigen Mittel. Dies ist Platz 108 in der 173jährigen Regen-Chronik der Stadt. Damit fielen 44 Liter pro Quadratmeter weniger als im langjährigen Mittel. Zu feucht waren die Monate Februar, März, August, Oktober und Dezember, wobei der Februar sein Soll um 159 Prozent übertraf. Die höchste Tagessumme an Niederschlägen kam im Jahre 2020 am 12. August mit 35 Litern pro Quadratmeter herunter. Im Vorjahr 2019 wurde das Tagesmaximum am 18. August mit 23,2 Litern pro Quadratmeter gemessen. Die Starkregentage häufen sich: Wurden 2012 noch 18 Tage beobachtet, wo es mehr als 10 Liter innerhalb 24 Stunden regnete, stieg die Zahl der Starkregentage 2014 auf 25, 2016 gar auf 28. Im letzten Jahr waren es 16 Tage. Der wenige Regen hatte auch Auswirkung auf den Rheinpegel: Der Jahrespegel von 2,59 m war der niedrigste der letzten zehn Jahre.

2020 wurden 14 (18) Sturmtage registriert, am 18. August wurde mit 18 Metern pro Sekunde die stärkste Windbö gemessen.

Auch wenn das Jahr 2020 mit seinen Werten gegenüber dem Vorjahr ähnlich dasteht, reiht es sich dennoch in die Beobachtungen der letzten Jahre ein: Die zu warmen Jahre häufen sich, sie sind häufig auch zu feucht (außer den letzten 3 Jahren) und sonnenreich.

Seit 1895 haben sich die Jahrestemperaturen um 2,0 Grad Celsius im Mittel erhöht, auch die Jahresniederschläge liegen heute um rund 150 Liter pro Quadratmeter höher. Das letzte Jahr mit weniger als 500 Liter pro Quadratmeter Jahresniederschlag gab es im Jahre 1976. Kurz: Auch in Bonn ist der Klimawandel angekommen.

 

Inhaltlich verantwortlich: Klaus Kosack, Annaberger Str. 212, 53175 Bonn