Ein Jahr Feinstaubmessung in Bonn

Im Jahr 2016 maß das Team des Bonner Wetterdienstes donnerwetter.de jeden Tag mehrfach die Feinstaubkonzentration an seiner Wetterstation in Bonn-Bechlinghoven. Das Besondere an dieser Messreihe: Bundesweit fehlt es an Vergleichsdaten aus privater Hand. Wenn Feinstaubmessungen vorliegen, sind diese meist von Behörden durchgeführt worden.

Besonders die Zahl der Partikel >0,3 Mikrometer, die bis in die Lungenbläschen vordringen können, wurde im Rahmen unserer Messungen bestimmt. Ultrafeine Stäube konnten mit dem Messgerät nicht erfasst werden.

Der Standort ist ein typischer "Hintergrundstandort" im Rheinland. Direkt am Messgarten schließt sich keine größere Straße an, so dass der Feinstaub in der Regel mit der Luft zum Standort transportiert wird.

Im Mittel atmen wir im Jahr 2016 1.150 Teilchen pro 0,1 Liter Bonner Luft ein. Am Tag atmet ein durchschnittlicher Erwachsener etwa 13000 Liter Luft ein, die 140 m² große Lungenoberfläche nimmt also rund 150.000 feine Partikel pro Tag auf. An den vielbefahrenen Plätzen und Straßen der Stadt dürften es natürlich wesentlich mehr Partikel sein.

Die höchste Partikelzahl wird übrigens nach der Arbeits- und Verkehrswoche am Samstag erreicht, bis Mittwoch fallen die Werte dann langsam ab. Dieser "Wochenend-Effekt" ist überraschend deutlich in der Region, die beste Luft ist eindeutig zur Wochenmitte zu erwarten.


Die Abbildung im Anhang zeigt die durchschnittliche Anzahl der feinen Partikel an den verschiedenen Wochentagen.

Im Jahresablauf spielt zudem die Witterung eine große Rolle. Die sauberste Luft bot der Juni mit deutlich unter 1.000 Partikeln , die schlechteste der November mit 1.600 Partikeln pro 0,1 Liter Luft. Der viele Regen sorgte im Juni für saubere Luft.

Am wenigsten Partikel fanden sich am 1.10. bei Dauerregen in der Luft. Extrem viele dagegen am Sonntag den 24.7. An diesem Tag hing gewittrige, schwül-warme Luft über dem Stadtgebiet - unser Messgerät zeigte mit über 8.000 Partikeln einen deutlich erhöhten Wert an.

Die Bonner Luft steht symbolhaft für die Luft in Deutschland. Sie ist schadstoffbelastet und macht sicherlich immer noch krank. Allerdings zeigen Messungen in Schwellenländern, etwa im Iran oder China, ganz andere Belastungen. Hier tummeln sich zeitweise auch mal 100.000 Partikel (>0,3 Mikrometer) in 0,1 Liter Luft.